
Wie beeinflusst der Klimawandel die Küsten?
Der Klimawandel verursacht weltweit zahlreiche Veränderungen. Durch die Erwärmung der Atmosphäre schmelzen Gletscher und bewirken einen globalen Anstieg der Meere. Küstenregionen sind daher besonders vulnerabel gegenüber einer Temperaturerhöhung. Die Überflutungsgefahr küstennaher Siedlungsgebiete sowie sonstiger Nutzflächen steigt durch die mit dem Meeresspiegelanstieg verknüpfte zunehmende Erosion und den Sandabtrag. Unter anderem sind häufigere Sturmfluten die Folge, da der hohe Pegelstand schon bei geringeren Windstärken erreicht wird. Durchschnittlich ist weltweit für die letzten 100 Jahre bereits ein Meeresspiegelanstieg von rund 20 cm zu verzeichnen1.
Wie wird die deutsche Ostseeküste beeinflusst?
Der globale Klimawandel ist auch auf lokaler Ebene bereits spürbar. Die Wasserstände der deutschen Ostseeküste erfuhren bereits einen Anstieg von insgesamt etwa 15 cm2. Zwischen 1900 und 2015 ist die südwestliche Ostsee dabei jedes Jahr um 1 bis 1,7 mm angestiegen3. An der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns wurde im Zeitraum 1993-2015 ein Anstieg von 0,5 bis 3,5 mm/Jahr gemessen3. Dies zeigt wie different der Meeresspiegelanstieg je nach Untersuchungsort ist und wie problematisch daher eine allgemeine Aussage über den globalen Anstieg der Meere ist.
In Mecklenburg-Vorpommern konnten außerdem noch weitere Phänomene, die auf den Klimawandel rückschließen lassen, beobachtet werden. Dazu zählen das häufigere Auftreten von Sturmfluten, das Voranschreiten des Küstenrückgangs und vermehrte Steilküstenabbrüche sowie einen Sandmangel und der Anstieg der Oberflächentemperatur. Die Wasseroberflächentemperatur der deutschen Ostsee zeigt bereits einen Anstieg von 0,8° C im Vergleich zum Referenzzeitraum 1961-19904. Zudem erleben die deutschen Küstenregionen im Jahresdurchschnitt heute sechs Sommertage, also Tage mit Temperaturen über 25°C, mehr und im Gegenzug deutlich weniger Frosttage2. Dadurch haben sich die Vegetationsperioden verlängert und die Spätfrostgefahr zugenommen. Weitere Änderungen lassen sich im Winterniederschlag erkennen, der in den letzten Jahrzehnten an der deutschen Ostseeküste um etwa 10 % zugenommen hat. Wärmeliebende Arten werden zudem begünstigt, wodurch es bereits in den letzten Jahren vermehrt zu Quallen-, Blaualgen- und Borkenkäferplagen kommt5.
In den nächsten Jahren ist eine Verstärkung dieser Phänomene zu erwarten. Wie stark die Auswirkungen sein werden, hängt von den künftigen Maßnahmen, die Treibhausgasemissionen zu verringern, ab. Fest steht, dass der Küstenschutz an die sich verändernden Umständen angepasst werden muss. Der Meeresspiegel ist dabei für eine langfristige Planung zukünftiger Küstenschutzmaßnahmen von großer Bedeutung3.
Literaturhinweise
- IPCC (2019): Special Report on the Ocean and Cryosphere in a Changing Climate. In press.
- DWD (2018): Klimareport Mecklenburg-Vorpommern. Deutscher Wetterdienst. Offenbach am Main, Deutschland. Hier lesen.
- Schlurmann, Söllner & Wunsch (2019): Klimawandel und Küstenschutz in Mecklenburg-Vorpommern. GoCoase Factsheet Nr.1 – 09/2019. Hier lesen.
- Siegel, Herbert (2016): Die Entwicklung der Badewassertemperatur (Wasseroberflächentemperatur) der Ostsee seit 1990. Hier lesen.
- Meinke, Insa (Norddeutsches Küsten- und Klimabüro, Helmholtz-Zentrum Geesthacht) (2020): Küste im Wandel. In: EUCC – Die Küsten Union Deutschland e.V. (Hrsg.), Meer & Küste – Deutsche Ostsee, V. 8, S. 22-23. Hier lesen.