Durch zunehmende Eingriffe des Menschen in das Ökosystem Fließgewässer werden Gewässer gemäß ihres Zustandes in
- natürlich,
- naturnah,
- wenig naturnah,
- naturfern und
- naturfremd
unterschieden.
Die Fließgewässer werden also nach dem Grad der anthropogenen Einflüsse differenziert. Anthropogen bedeutet dabei vom Menschen beeinflusst. Anthropogene Gewässer sind diejenigen, welche durch Flussbegradigungen, Staudämme, landwirtschaftliche Flächen, Infrastruktur, Wohngebiete und viele weitere Eingriffe in ihrer Entwicklung stark beeinflusst wurden. Wie stark ein Gewässer von anthropogenen Einflüssen betroffen ist, kann beispielsweise anhand der Gewässerstrukturgüte festgemacht werden.
Die Gewässerstrukturgüte wird anhand verschiedener Komponenten gemessen. Dieser Bewertungsvorgang klassifiziert im Ergebnis den Grad der Abweichung der gegenwärtigen Ausprägung der Gewässerstruktur von einem potenziell natürlichen Zustand.
Die biologische Qualitätskomponente ist abhängig von
- Phytoplankton,
- Makrophyten (höhere Wasserpflanzen),
- Phytobenthos (Algen),
- Makrozoobenthos (wirbellose Tiere) und
- Fischen.
Diese sind maßgeblich für die Bewertung des ökologischen Zustandes eines Fließgewässers.
Des Weiteren werden hydromorphologische und physikalisch-chemische Qualitätskomponenten für die Gewässergüteanalyse herangezogen. Dabei handelt es sich in der Hydromorphologie um die Komponenten
- Wasserhaushalt (Abfluss & Abflussdynamik, Verbindung zu Grundwasserkörpern),
- Durchgängigkeit und
- Morphologie (Tiefen & Breiten, Struktur und Substrat des Flussbetts, Struktur der Uferzone).
Bei den physikalisch-chemischen Komponenten sind die Daten
- der Temperaturverhältnisse (Wassertemperatur),
- des Sauerstoffhaushalts,
- des Salzgehalts,
- des Versauerungszustands (pH-Wert, Säurekapazität) und
- der Nährstoffverhältnisse
von Bedeutung.
Die hydromorphologischen und allgemeinen physikalisch-chemischen Qualitätskomponenten können zur Plausibilisierung der Bewertung anhand der biologischen Qualitätskomponenten herangezogen werden. Sie dienen der Ergänzung und Unterstützung der Interpretation der Ergebnisse für die biologischen Qualitätskomponenten, zur Ursachenklärung im Falle mäßiger oder schlechterer ökologischer Zustands- bzw. Potenzialbewertungen, der Maßnahmenplanung in Zusammenhang mit den biologischen und hydromorphologischen Qualitätskomponenten und der späteren Erfolgskontrolle.
In diesem Zusammenhang kann noch ein weiterer Unterschied zu stehenden Gewässern verdeutlicht werden. In Fließgewässern werden beginnend an der Quelle bis hin zur Mündung Nährstoffe transportiert. Je weiter das Wasser Richtung Mündung fließt, desto höher wird dabei der Nährstoffgehalt. Parallel dazu nimmt auch das Pflanzenwachstum zu. Im Zuge der Photosynthese wandeln die Pflanzen das im Wasser gelöste Kohlendioxid zu organischen Stoffen um und geben Sauerstoff ab. Natürlich kann es auch in Fließgewässern passieren, dass durch überschüssige Nährstoffe wie Dünger oder Gülle eine zu hohe Pflanzenproduktion ausgelöst wird. Das Zersetzen dieser Pflanzen erfordert viele Destruenten und dementsprechend mehr Sauerstoff. Der Mangel an Sauerstoff führt langfristig dazu, dass das betroffene Fließgewässer „umkippt“. Dieser Vorgang nennt sich Eutrophierung eines Gewässers. Ist dies geschehen, beginnt ein Teufelskreis, in welchem immer mehr Tiere und Pflanzen aufgrund des Sauerstoffmangels verenden, zersetzt werden und dadurch noch mehr Sauerstoff verbraucht wird.