Eintragswege

„Etwa 80 % des Mülls stammen vom Land und gelangen über Flüsse, von küstennahen schlecht gesicherten Müllkippen oder Stränden ins Meer. (…) Der Rest stammt von Schiffen, Bohrinseln, Aquakulturanlagen und der Fischerei“ (WBGU, 2013: S. 194). Art und Eintragswege des Mülls machen offensichtlich, dass es sich bei der Meeresverschmutzung um ein weltweit verursachtes Problem handelt, das u. a. auf die enorme Produktion von Waren und die nicht fachgerechte Entsorgung von nicht mehr gebrauchten Gütern fußt.

Insbesondere in Ländern mit einem weniger gut ausgebauten Abfallsystem wird Müll oft (illegal) direkt in der Umwelt entsorgt. Aber auch in industrialisierten Ländern mit einem gut ausgebauten Entsorgungssystem wird Müll auf vielfältigen Wegen in die Umwelt eingetragen. Windverwehungen schlecht gesicherter Müllkippen oder illegale Entsorgung sind nur zwei Beispiele. Und auch über gereinigte Abwässer können Schadstoffe und kleine Müllpartikel in die Umwelt gelangen, denn nur wenige Kläranlagen sind modern genug ausgerüstet, um auch Mikroplastik aus dem Abwasser zu filtern. Paradoxerweise wird der Klärschlamm moderner Kläranlagen, der Mikroplastik enthält, als Dünger in der Agrarwirtschaft genutzt. Das so aufgebrachte Mikroplastik verändert die Struktur des Bodens und verringert die Fruchtbarkeit, da es das Bodenleben und die Bodenfunktion beeinträchtigt. Darüber hinaus wird es von den Feldern in die anliegenden Gewässer geschwemmt. Einmal in Flüssen und Seen angelangt, reichert sich Kunststoff über lange Zeiträume hinweg auch im Grundwasser an.

Müll, der in Flüsse eingetragen wurde, schwimmt an der Oberfläche, sinkt auf den Flussgrund oder treibt in der Wassersäule und wird dem Flusslauf folgend weitergetragen. Ein Teil des Mülls gelangt so direkt in die Meere. So enthält beispielsweise der Rhein durchschnittlich 893.000 Partikel Kunststoffe pro Quadratkilometer. Der Großteil gelangt über asiatische Flüsse ins Meer. Und daran tragen auch Menschen aus Europa Verantwortung: Zum einen, weil zahlreiche Produktionsstätten ins Ausland verlagert wurden, um kostengünstiger zu produzieren und Umweltschutzauflagen in Europa zu umgehen. Zum anderen, weil ein Teil des Mülls aus dem globalen Norden ins Ausland verschifft wird. So werden knapp 10 % des Mülls aus Deutschland exportiert – heutzutage hauptsächlich nach Malaysia, nachdem China einen Mülleinfuhrverbot eingeführt hat.